Schulpolitik in Deutschland ist bekanntermaßen eine riesen Katastrophe. Ob das nun Kopfnoten, immer frühere Einschulung, immer weniger Wahlmöglichkeiten für die Oberstufe, die Verkürzung auf zwölf statt 13 Jahre bis zum Abitur oder die immer größere finanzielle Forderungen an die Eltern und gleichzeitig die Kürzung finanzieller Mittel für Schulen sind; all dies skizziert eindeutig die aktuelle Linie der deutschen Schulpolitik. Kein Wunder, dass nun der nächste Knaller, Unterricht am Samstag, im Gespräch ist.
Dank der Verkürzung auf zwölf Jahre bis zum Abitur muss mehr Stoff, in weniger Zeit als früher, in die Köpfe der Lernbegierigen gestopft werden. Die Folge aus der Situation ist logisch: mehr Schulstunden in weniger Gesamtzeit. Wurde daraufhin bereits in der Sekundarstufe I Unterricht bis zur achten Stunde gegeben, musste endlich festgestellt werden, dass Kinder nicht acht Stunden am Stück lernen oder sich konzentrieren können. Für Unterricht am Nachmittag fehlt jedoch die Kohle. Also wird es Schulen jetzt freigestellt samstags zu unterrichten. Über den Samstagsunterricht soll die Schulkonferenz - bestehend aus Lehrern, Eltern und Schülern - in Absprache mit dem Schulträger individuell für jede Schule entscheiden. Begeistert wird sich wohl kaum jemand zeigen. Weder die Eltern, die sich auf's Wochenende mit den Sprösslingen freuen noch die Lehrer, deren Gewerkschaft (VBE) sich alles andere als Begeisterung äußerte, wie auch die Gwerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Von den Schülern, die Hauptbetroffenden, mal ganz zu schweigen.
Wäre ich Reformist würde ich jetzt 14 Unterrichtsjahre bis zum Abitur fordern. Da ich kein Reformist bin, stellt sich für mich eher die Frage ob nicht das gesamte deutsche Schulsystem ein einziger riesiger Irrweg ist.
Erst kürzlich erklärte Vernor Muñoz, Inspektor der UN-Menschenrechtskommission für Bildung und seit August 2004 amtierender Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung, dass deutsche Schulsystem würde sozial schwache Kinder sowie Migranten und Behinderte benachteiligen. Sind die Konsequenzen, welche aus PISA und Ifo-Studie gezogen wurden, richtig? Oder ist das (Schul-) System garnicht reformierbar?
Unterricht am Samstag ist sicher keine richtige Konsequenz. Da Lernen eine individuelle Angelegenheit ist, muss in erster Linie für die Motivation der Individuen gesorgt werden. Motivation wird aber nicht durch mehr Unterricht erzeugt. Hier zeigt sich ein weiteres Problem. Unterricht wird nicht individuell sondern kollektiv vermittelt. Eine bessere Option wären kleine Klassen, damit die individuelle Förderung - am besten im Dialog, statt Monolog - verstärkt praktiziert wird.
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