Auf der Seite des "Antinazibundes" schreiben die Agitatoren, dass ihre Aktion ein "klares Zeichen setzen und deutlich machen [soll], dass Nazis in diesem Lande unerwünscht sind." Die Verantwortlichen sind niemand geringeres als die Sportfreunde Stiller. In Songs wie "'54, '74, '90, 2006" bzw. "'54, '74, '90, 2010" oder Unser Freund ist aus Leder" bewiesen sie bereits ihren Hang zum nationalem Zusammenhalt. Der "Antinazibund" funktioniert nach einem anderem Prinzip - wenn auch keinem besserem.
Schaut man sich den Songtext des "Antinazibundes" an, fällt augenblicklich eine Parallele zum Fußball auf. Wurde in den Fußballsongs Deutschland oder "wir" als "die Gute" - die Volksgemeinschaft - erklärt, wird hier eine fiktive Gemeinschaft aus diversen unterschiedlichen Menschen geschaffen. Wohlgemerkt aus sich selbst als antifaschistisch verstehenden Menschen, dem sogenannten Antinazibund.
Diese Fiktion ist bereits der erste große Fehler des Songs. Soetwas wie eine bundesweite oder wenigstens von den größten Teilen einer Stadt getragene antifaschistische Bewegung gibt es nicht. Villeicht mögen die regionalen Mitglieder des Antinazibundes in Berlebeck und Finowfurt gegen Nazis sein. Schön.
Der Antisemitismus wurde zum Antizionismus, weil ihm nach Auschwitz etwas unsagbar grausames anlastet. Genauso wie es heute kaum noch Antisemiten vom Schlage der '33er-Antisemiten gibt, existieren auch kaum noch Nazis.
Dem Wort "Nazi" haftet etwas an, zudem sich kein Deutscher mehr öffentlich bekennen kann. Trotzdem, und das ist der Punkt den die Sporties vollkommen vernachlässigen, teilen große Teile der deutschen Bevölkerung die Ziele und Vorstellungen der sich als Nazis bezeichnenden Minderheit.
Der Antinazibund ist also nichts weiter als ein Zusammenschluss ganz normaler Deutscher, die zu (nicht geringen) Teilen mit nazistischer Ideologie übereinstimmen - sich aber in das Kleid des engagierten Bürgers zwingen und gegen Nazis mobil machen. Der eigentliche Skandal - der bundesdeutsche Konsens hinsichtlich Rassismus und Antisemitismus - bleibt jedoch unangetastet.
Die Vorstellung der Sportfreunde von Nazis spricht ohnehin für sich, schaut man sich ihr Video zum Antinazibund an. Ein Klischee-Nazi verlässt die "Heimat", besucht Frankreich, Italien, die Türkei, Amerika, Asien, Indien und schließlich Afrika. Mit dabei ist immer sein Baseballschläger.
In Afrika trifft er auf drei kleine Kinder und spielt mit ihnen Baseball, kniet vor Asiatinnen nieder, bekommt ein Glas Wasser von anderen Afrikanern, weint mit ihnen, wirft seine Springerstiefel weg und erhält Sandalen von einem kleinem schwarzen Jungen. Der Nazi wird zum weltoffenem, toleranten und aufgeschlossenem Menschen, der mit allen genannten Ethnien gut auskommt und mit ihnen feiert.
Derart idealistisches Traumdenken dient nur einem Zwecke: nämlich dem Hinwegtäuschen über die Realität. Es werden nicht die grausamen Verbrechen und die Gefährlichkeit der Nazis angeprangert, sondern ein sich besserder Nazi präsentiert, was - ohne Frage - zwar eine gute Sache, jedoch weit entfernt von der Realität ist. Untermauert das Video also nur die plumpe Parole "Nazis Raus!" oder setzt es sich ernsthaft mit der Thematik auseinander? Die Homepage bezieht hierzu Stellung indem sie sagt, "dass Nazis in diesem Lande unerwünscht sind." Womit wir wieder am Anfang wären.
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