Dienstag, 6. März 2007

Ungdomshuset abgerissen!

Die Medien sind voll mit Meldungen über das "besetzte Haus in Kopenhagen", bei Indymedia überschlagen sich die Meldungen, Bilder in der Tagesschau und Videos bei youtube.com lassen auf bürgerkriegsähnliche Zustände schliessen - manch ein Linker erinnert sich dabei an die Chaostage. Die Rede ist von dem autonomen Jugendzentrum, dem Ungdomshuset, in Dänemark. Dieser Name, Ungdomshuset, ist nicht nur für Linke aller Schattierungen seid Jahren ein Begriff der für Freiheit und Selbstbestimmung steht; auch der "normale" Mensch kennt ihn inzwischen.

Nachdem die dänische Polizei, mit Hilfe von Spezialeinheiten, am 1. März 2007 begannen das kriminalisierte, alternative, linke Jugenzentrum zu räumen, sind weltweit die Auswirkungen zu spüren. Nicht nur in einseitig berichtendem Medien, auch auf der Straße. Schon am 1. März fanden in Kopenhagen, Potsdam, Wien, Marburg, Göttingen, Leipzig, Bremen, Berlin, Hamburg, Hannover, Köln, Weimar, Stockholm, Oslo, München, Karlsruhe, Heidelberg, Frankfurt (Main), Göteborg, Helsinki, Flensburg, Älborg, Kiel, Stuttgart, Eckernförde, Braunschweig und Poznan spontane Solidemos statt. Zahlreichende Meldungen bei Indymedia vermitteln einen Eindruck der Bedeutung des Hauses für die autonome Szene. So ist es auch zu erklären das Autonome aus dem Ausland nach Dänemark reisten um das Ungdomshuset mitzuverteidigen.
Zahlreichende Verhaftungen (derzeit gehen die Schätzungen von 600-800 verhafteten Menschen allein in Kopenhagen aus), sowie vollkommen übertriebene Gewalt der Polizei (Als eine neutrale Hilfsorganisation einem am Kopf blutendem Autonomen, helfen wollte wurde dieser von der Polizei abgeführt) begleiten die Meldungen.

Gestern, am 5. März 2007 erreichte uns die traurige Nachricht, dass die neuen Eigentümer - eine religiöse Sekte - den Abriss des Hauses angeordnet haben. Vermummte BauarbeiterInnen reissen im Moment, unter Polizeischutz, das Haus ab. Mit gewaltsamen Ausschreitungen wird gerechnet - bis jetzt sind die Anti-Abriss-Proteste noch weitestgehend friedlich verlaufen.

Was uns die Sache mit dem Ungdomshuset lehrt ist eines - und zwar, dass alternative, linke, Freiräume immerweiter kriminalisiert werden um anderen (in diesem Falle einer christlichen Sekte) Platz zu machen. Abgesehen davon hatte die Stadt Kopenhagen das seid ca. einem Vierteljahrhundert selbstverwaltendem Haus, entgegen einem Versprechen gegenüber den Autonomen, unrechtmäßig verkauft. Friedliche Versuche das Haus zu behalten scheiterten. So blieb den Autonomen lediglich die gewaltsame Verteidigung ihres Jugendzentrums.

So lange es kein Ungdomshuset gibt, gibt es einen Kampf für ein Ungdomshuset!


Zum weiterlesen:
http://ungeren.wordpress.com/
http://deu.anarchopedia.org/index.php/Ungdomshuset
http://de.wikipedia.org/wiki/Ungdomshuset

viele weitere, aktuelle, Meldung gibt es bei http://de.indymedia.org/freiraeume/index.shtml !

(dieser Text ist bewusst kurz gehalten, weitere Informationen gibt es unter genannten Links)

2 Kommentare:

  1. Die Firmen, die beim Abriss beteiligt sind/waren wurde ja extremer Druck ausgeübt. Da standen schon die ein oder anderen LKWs in Flammen etc.
    Ein paar Firmen haben sich jetzt geweigert weiter zu machen.

    Ich glaub wenn es nicht bald ein neues Haus gibt kann es wieder ungemütlich werden.

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  2. hast ja geschrieben das die krawalle manch einen an die chaostage erinnern... stimmt aber auch an die räumung der mainzer strasse 92 in berlin... da in kopenhagen von seitens des ungdomshuset auch viele solierklärungen statt fanden...

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