Heute gibts nur mal einen kleinen Brief, ohne Kommentar und selbstgeschreibe...
17.März - Brief von einem Gefangenen der Unruhen in Kopenhagen
Dieses ist ein Brief an die Öffentlichkeit von einem Kopenhagener Aktivisten, der von Zivilbullen am 8.März verhaftet wurde. Ihm wird grobe Gewalt gegen die Staatsgewalt vorgeworfen und ist fürs erste 13 Tage in Untersuchungshaft genommen worden. Allerdings geht es wie schon vormals berichtet bei diesen Prozessen, die mit der Räumung des Ungeren zu tun haben, nicht fair zu.
Gedanken aus dem Vestre Fængsel (Westgefängnis)
von modkraft.dk
Zur Veröffentlichung
Der untere Text ist von meinem Bruder, Erik Storrud, verfasst worden und stammt direkt aus dem Vestre Fængsel in Kopenhagen. Er hat mich gebeten, diesen an so viele Medien wie möglich zu schicken. Dieses sind seine Gedanken des ersten Tages in Untersuchungshaft , den 9.März
Ob Hoffnung das höchste Gut ist?
Hoffnung ist das, was uns Menschen ermöglicht schwere Zeiten im Laufe des Lebens zu durchleben. Als ich von meinem Freund auf offener Strasse weggerissen wurde, hoffte ich dass das nur geschah, um mich noch einmal zu kontrollieren. Als ich zu wissen bekam, dass ich verhaftet sei, wagte ich nicht mehr zu hoffen. Mit meinem Wissen über das Rechtssystem wagte ich nicht länger, auf eine gerechte Behandlung zu hoffen. In der Gewahrsamzelle pfiffen ein anderer Gefangener und ich ”rote” Lieder. Dabei wechselten wir uns ab Strophe und Refrain von ”Bella Ciao” und ”El Pueblo Unido” zu pfeifen. Danke an diesen Gefangenen, falls er auf freiem Fuss ist.
Ein Wächter kommt und erklärt mir, dass wenn ich mich anständig benehme, würde ich im Nu wieder draussen sein. Ich kann nicht hoffen, dass er die Wahrheit erzählt. Ein psychisch Kranker in der Zelle nebenan, bekommt zu wissen, dass wenn er damit aufhören würde an die Tür zu hämmern, er schneller freigelassen werden würde. Allmählich geht mir auf, dass sie die Hoffnung benutzen, um uns klein zu halten.
Es ist die Hoffnung, die uns zu leichten, stillen Gefangenen macht. Die Hoffnung, dass es eines Tages besser wird. Die Hoffnung, dass wenn wir uns ihren Regeln fügen, das es dann irgendwie schon gehen wird.Als ich ins Stadtgericht kam, wagte ich nicht darauf zu hoffen, ein gerechtes Urteil verkündet zu bekommen. Als der Richter mich aufgrund meines polizeilichen Führungszeugnis´ und eines misstrauischen Polizeizeugen verurteilte, wurde ich in „Vestre Fængsel“ in Gewahrsam genommen. Erst hier konnte ich anfangen, meine Briefe an die Welt draussen zu schreiben.
In meinen Briefen werde ich schreiben, was ich in Wirklichkeit hoffe. Ich hoffe, dass ich eines Tages Nachrichten sehen kann, die nicht die Aussagen der Polizei, denen der Demonstranten vorziehen. Ich hoffe, dass die Stimmen der Verhafteten und Unterdrückten von so vielen wie nur möglich gehört werden. Ich hoffe, dass so viele wie möglich meine Briefe lesen werden. Aber am meisten hoffe ich, dass ihr alle zusammen tut, was ihr könnt und dass keiner mein Schicksal erleiden muss.
Wenn ihr uns hier drin ernsthaft helfen wollt, dann kämpft weiter! Verbreitet die Botschaft! Erzählt den Leuten, was passiert ! So können wir zusammen für eine Welt kämpfen, wo mensch nicht gefangen genommen wird, gefoltert wird und nicht sein/ihr Leben zerstört wird, nur weil mensch an etwas glaubt.
Für eine Welt ohne Gefängnisse!
Mit freundlichen Grüssen
Erik Storrud, celle 354
Vestre Fængsel
Vigerslev Allé 1D
2450 Kbh. SV
Mittwoch, 21. März 2007
Brief von einem Gefangenen der Unruhen in Kopenhagen
Kategorien:
Dänemark,
Polizei u. Repression,
Skandale
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