Dienstag, 27. März 2007

Die Theorie der Rätedemokratie

Rätedemokratie, auch Basis- oder Direkte Demokratie genannt, ist die wohl "demokratischste" aller demokratischen Systeme, die wir heute kennen. Auch, wenn die Organisation der Räte leicht zu durchblicken und nachzuvollziehen ist, sollte die Theorie der Rätedemokratie mal erklärt werden:

Ein Rat ist eine Diskussionsgruppe, wo sich Menschen versammeln um einen bestimmten Sachverhalt (z.B. ob ein neues Schwimmbad gebaut werden soll) zu besprechen. Die TeilnehmerInnen können ihre Meinung frei äußern, genießen aktives (wählen) und passives Wahlrecht (gewählt werden), die Teilnahme ist freiwillig, die Räte sind voneinander unabhängig und nicht auf bestimmte Organsisationen/Meinung ausgerichtet (dezentral). In vielen kommunistischen Parteien gab es z.B. ein Zentralkomitee, das die Fäden zog. Ähnliches gibt es in einer Rätedemokratie nicht.

Lokale Angelegenheiten, wie z.B. der Bau eines Schwimmbades im eigenem Ort, kann meist ein Rat alleine entscheiden. Sobald die Sachverhalte globaler werden, müssen diese ebenfalls auf globaler Ebene besprochen werden. Die einzelnen Räte, wählen also eine/n RepräsentantIn, welche/r den eigenen Rat auf globaler Ebene repräsentieren soll. Dies geschiet da nicht zehntausende gemeinsam über einen Sachverhalt entscheiden können. Diese/r RepräsentantIn heißt Delegierte/r. Die Delegierten werden nur für kurze Zeit gewählt, nämlich für so lange wie es der Sachverhalt in Anspruch nimmt. Diese Maßnahme dient zum einem dem Schutz vor Missbrauch, zum anderen haben so alle beteiligten Personen im Rat die Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen und organisatorische Fähigkeiten zu entwickeln. Die Delegierten sind jederzeit dem Rat Rechenschaft schuldig, weichen sie von dem vom Rat gegebenem Beschluss ab, können sie zudem jederzeit abgesetzt werden und ein/e neue/r Delegierte/r gewählt werden.
Anders als in bürgerlichen Demokratien, entscheiden also nicht die gewählten RepräsentantInnen, sondern die Menschen selbst. Dieser "Auftrag der Delegierten" nennt sich Imperatives Mandat.

Wurde über einen bestimmten Sachverhalt auf globaler Ebene entschieden, teilen die Delegierten ihren Räten das Ergebnis mit. Stimmen die Räte dem Ergebnis zu, ist die Entscheidung getroffen. Wenn nicht beginnt das ganze Prozedere von vorne.

Natürlich können sich Entscheidungen auch auf mehr als zwei Ebenen (1. Rat; 2. Delegierte) abspielen. In so einem Fall würden die Delegierten, nach den selben Kriterien wie der 1. Rat, eine/n Delegierte/n für die nächste Ebene wählen.

Der große Vorteil von Rätedemokratieen ist, dass sie qualitativ bessere Ergebnisse erzielen als repräsentative Demokratieen da mehr Menschen ihre Ansichten miteinbringen können. Viele Menschen -> viele Filter -> weitsichtigerer Blickwinkel -> gutes Ergebnis. Gegen eine Rätedemokratie spricht vorallem, dass Entscheidungen viel mehr Zeit benötigen als repräsentative Demokratieen.

hier eine kleine Skizze dazu von mir

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