Dienstag, 21. August 2007

Pogrom gegen Inder: "es gibt keine Ausländerfeindlichkeit"

Da, es groß durch die Medien ging, spare ich mir viele Worte. Ganz grob: auf einem Fest, gingen etwa 50 Neonazis gegen acht Inder vor, verletzten sie, die Polizei konnte das Pogrom letzlich stoppen. Bürgermeister Gotthard Deuse, der rechtsextreme Strukturen in Mügeln - dem Tatort - bestreitet, spricht - vermutlich ungewollt - einen wichtigen Punkt an.

"Deuse hat Angst um den Ruf seines Städtchens. Heftig schüttelt er den Kopf und versucht sich mit einer Erklärung des Gewaltexzesses: 'Ganz, ganz, ganz schwierig' sei das alles. 'Möglicherweise war es Ausländerfeindlichkeit, Rechtsextremismus war es nicht.' Der Bürgermeister will da einen feinen Unterschied machen. Die "Ausländer raus"-Rufe sind nach etlichen Zeugenaussagen nun einmal nicht von der Hand zu weisen." [1]

Auch Henryk M. Broder fasst diesen Gedanken auf der "Achse des Guten" auf, allerdings bewusst.
"Warum haben sich die tapferen Einwohner von Mügeln in Sachsen nicht schützend vor die indischen Mitbürger gestellt, als diese von einer Meute, die aus dem Nachbarort gekommen war, angegriffen und durch die Stadt gejagt wurden? Warum schauten sie, Bier bei Fuss, zu, wie ein kleines Pogrom vor ihren Augen stattfand?" [2]

Beide machen deutlich, dass es eine Gruppe von Menschen waren, die mit der breiten Zustimmung derer, die sich nicht aktiv am Pogrom beteiligten, gegen Inder hetzten. Broder geht sogar einen Schritt weiter, und zieht einen Vergleich mit der Reichspogromnacht von 1938.

Er schreibt:
"In fast allen Schilderungen der sog. 'Reichskristallnacht' kommt immer wieder dasselbe Muster vor: Man habe friedlich mit den Juden zusammen gelebt, bis eines Tages irgendwelche Leute, die man vorher nie gesehen habe, aus dem Nachbarort einfielen und die Synagoge abfackelten. - Selbst wenn das so gewesen wäre, so müßte man wenigstens fragen, warum die Ortsansässigen sich den Ortsfremden nicht in den Weg gestellt haben. Damals, 1938, fünf Jahren nachdem die Nazis vom Himmel gefallen waren." [2]

Genau so wenig, wie das antisemitische Pogrom von 1938 von einer kleinen Menschenmasse, vorzugsweise von ungebildeten SA-Schlägern, durchgeführt wurde, beteiligte sich auch diesmal alle Schichten der deutschen Gesellschaft an den rassistischen Ausschreitungen. Wo ist die Gesellschaft, die angeblich aus der Vergangeheit gelernt hat, wie es so oft beschworen wird? Im Denken der Deutschen gab es nie einen ernsthaften Brucht, der rassistische und antisemitische Gedanken erfolgreich vertrieben hätte.
Und wenn es wirklich nur "unverbesserliche" oder der "rechte Rand" war, wieso schritten dann keine "normalen" Deutschen ein um den Opfern zu helfen? Genügend Potential muss es auf einem großen Fest, wie diesem, gegeben haben.

Endlich wird das Pogrom aber auch in der internationalen Öffentlichkeit wahrgenommen. SpiegelOnline schreibt:
"Offizielle wendete sich die indische Botschafterin Meera Shankar ans Auswärtige Amt und damit an die deutsche Regierung. Sie habe 'darum gebeten, dass die deutschen Behörden Maßnahmen ergreifen, um dieses Thema anzugehen und künftige Vorfälle dieser Art zu verhindern', sagte ein Sprecher des indischen Außenministeriums." [3]

Fazit: Das Pogrom fand breite Zustimmung in der Mitte der Gesellschaft, auch wenn "nur" der extremen Rand handgreiflich wurde. Die deutsche Gesellschaft ist überwiegend rassistisch eingestellt, die zuständen Politiker verleugnen jede noch so eindeutige Tat oder spielen sie herunter.

Nie wieder Deutschland!

[1] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,501138,00.html
[2] http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/immer_auf_die_nachbarn/
[3] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,501206,00.html

2 Kommentare:

badelehrling hat gesagt…

kleine Diskussion/Gegentext @ http://tschillibloeg.blogsport.de/2007/08/21/zu-pogrom-gegen-inder-es-gibt-keine-auslaenderfeindlichkeit/

Anonym hat gesagt…

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website badelzseinbloeck.blogspot.com Links tauschen