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Mittwoch, 26. Dezember 2007

Antifa heißt Angriff!

"Hitler hat den Menschen im Stande ihrer Unfreiheit einen neuen kategorischen Imperativ aufgezwungen: ihr Denken und Handeln so einzurichten, daß Auschwitz sich nicht wiederhole, nichts Ähnliches geschehe."
Theodor W. Adorno


Nazis maschieren vermehrt auf, sie hetzen Migranten, "Assoziale", Juden, Antifas; sie schlagen, treten und töten sogar manchmal Menschen, die nicht in ihr diffuses Weltbild passen. Sie sitzen ganz legal durch demokratische Wahlen in Parlamenten. Ihre Präsenz ist unüberseh- und unüberhörbar. Nebenbei steigen neben staatlicher finanzieller Förderung (Wahlkampfkostenrückerstattung, wegen der Wahlerfolge) auch die Mitgliederzahlen der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD). [1]
Trotzdem werden bedrückend viele Menschen nicht müde, die von den Nazis ausgehende Gefahr für Leib und Leben Unschuldiger zu verharmlosen oder gar ganz zu leugnen. Sie gestalten sich ihre eigene Welt in der Nazis ein Randproblem sind, dem kaum Bedeutung zuzumessen ist. Dass diese verharmlosende Einstellung gegenüber den Rechtsextremisten nicht der Wirklichkeit entspricht zeigt z.B. die steigende Häufigkeit Rechtsextremer Straftaten. Im Jahr 2006 ist nach Angaben des Bundeskriminalamts die Zahl rechter Straftaten um 14 Prozent auf mehr als 18.000 Delikte angestiegen - der Höchststand rechtsextremer Straftaten seit der Wiedervereinigung 1990. Im Jahre 2004 gab es 832 rechtsextreme Gewalttaten, im Jahr 2005 waren es schon 1034 und für das Jahr 2006 ist ein Zuwachs von acht Prozent auf etwa 1100 einschlägige Delikte zu verzeichnen. [2] 2004 zog die Rechtsextreme NPD in den Sächsischen Landtag ein, 2006 schaffte sie es in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern [3] und bezüglich der nächste Bundestagswahl (Herbst 2009) werden die Politiker der NPD nicht müde zu betonen, dass sie dort ebenfalls einziehen werden. [4]

traditionelle Vorstellungen

Gelernt haben die Nazis vieles aus der Geschichte. Auf jeden Fall deutlich mehr als diejenigen, die immernoch Appeasement und Verständniss gegenüber Neonazis an den Tag legen. Gerade die NPD hat von von Hitlers Machtergreifung viel gelernt. So schaffen sie es mit Forderungen wie "Arbeit für Deutsche" oder ",Fremdarbeiter‘ stoppen" einen staatlichen und rassistischen Ausgrenzungsmechanismus, der zwingen mit der Konstitution einer Nation einher geht, in aller Totalität zu reproduzieren. Für als "nichtdeutsch" klassifizierte Menschen ist hier kein Platz. Und wer als "nichtdeutsch" gilt ist klar. Kommunisten, Linke, Antifas, Arbeitsunwillige, Behinderte, Freidenker, Ausländer, Homosexuelle und vor allem gegen Juden richtet sich der neonazistische Hass, der oft genug auch in die Tat umgesetzt wird.
Antiamerikanismus und Antisemitismus bleiben die wohl wichtigsten Komponenten neonazistischer Ideologie. Israel wird, stellvertretend für alle Juden, "kritisiert". Eine Handlung die das Ressentiment gegenüber Juden dem aktuellen Diskurs anpasst und den Antisemitismus - als Antizionismus - auf den "Juden unter den Staaten" (Alan M. Dershowitz) reproduziert. Für sie gilt nicht nur alles böse als jüdisch sondern auch alles jüdische als böse. Es verwundert da keineswegs, dass NPD Funktionäre in der arabischen Welt und deren antisemitischen Vernichtungswahn sympathisieren, welcher übrigens in großem Maße erst durch die nationalsozialistischen Beziehungen zur Arabischen Welt entstand. Der iranische Präsident, Mahmud Ahmadinedschad, sowie das Mullah-Regime im Allgemeinen werden als strategische Partner für Deutschland und als Gegner "der Juden" begriffen. Da das iranische Regime doch recht eindeutig nach Massenvernichtungswaffen - v.a. Atombomben - strebt [5] und gleichzeitig davon redet, dass "zionistische Gebilde" zu beseitigen, verwundert die Sympathie von deutschen Neonazis für die iranischen Mullahs keineswegs. Aber auch andere Gruppierungen, wie die libanesische Hisbollah oder die palästinensischen Terroristen der Hamas werden für ihren antijüdischen und antiwestlichen, antiamerikanischen Kampf geschätzt.

Die Vereinigten Staaten von Amerika werden als Siegermacht des Zweiten Weltkrieges und Schutzmacht Israels zugleich gehasst. Die mit Amerika verbundenen Werte wie v.a. der Demokratie, stehen die Nazis besonders ablehnend gegenüber, sehnen diese sich doch nach einer Führungsperson und eben nicht nach politischer Selbstbestimmung, sprich Emanzipation.

Dank dieser kurz und unvollständig beschriebenen Parallelen zum Nationalsozialismus sollte kein Zweifel mehr daran bestehen, dass es sich bei den Neonazis durchaus um Menschen von sehr ähnlichem Schlag handelt, wie es die Nazis in der Weimarer Republik und im Dritten Reich waren. Mögen Einzelheiten durchaus variieren bleibt der eliminatorische Antisemitismus, die antiwestliche und antidemokratische Linie doch erhalten. Gewalt gegen Andersdenkende gehört zur Selbstverständlichkeit und wird immer wieder praktiziert.

Eine Randgruppe?

Immer wieder wird die Behauptung aufgestellt, Neonazis seien eine Randgruppe, der keine weitere Beachtung geschenkt werden müsse. Ja, mehr noch. Eigentlich seien die Antifaschisten am Erstärken, der neonazistischen Strukturen mindestens Mitschuld. Würde man die Nazis einfach in Ruhe lassen, würde das Problem von selbst wieder verschwinden.
Diese schnell aufgestellte Behauptung enthebt nicht nur die Neonazis ihrer Verantwortung, die sie - wie jeder andere Mensch auch - für ihr Handeln übernehmen müss(t)en; sie erklärt auch noch diejenigen, die sich gegen NS-Rehabilitierer engagieren zu den eigentlichen Tätern. Im Grunde ist dieses Argumentationschema mehr der Selbstberuhigung denn der Logik verpflichtet. Wenn sich niemand gegen das Verbreiten neonazistischer Ideologie zur Wehr setzt bzw. Gegenöffentlichkeit schafft, haben es die Nazi-Kader wesentlich leichter ihre Landser zu rekrutieren.

Über Neonazis, sowie deren Ideologie und Ziele zu informieren ist eine Notwedigkeit, die schlicht und ergreifend nötig ist, um "die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln" sowie den "Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit" (Schwur der Häftlinge von Buchenwald) zu gewährleisten. Das Nichtstun kommt einer Duldung neonazistischen Gedankenguts gleich und man macht sich so zum Komplizen der Neonazis.

Dass es sich bei Neonazis um eine Randgruppe - wenn auch eine recht große und stetig wachsende - handelt, mag stimmen. Nichts desto trotz gibt es genug "normale" Deutsche, die zentralen Aussagen der neonazistischen Ideologie teilen. So meinen z.B. 43,8% der Menschen aus dem Osten und 35,2% der Westdeutschen, „dass Ausländer nur nach Deutschland kommen um den Sozialstaat auszunutzen“. [6] 81,9% der Deutschen werden wütend, „wenn sie daran denke, wie Israel die Palästinenser behandelt“ und 86% finden es „ungerecht, dass Israel den Palästinensern Land wegnimmt.“ [7] Diese Aussagen stehen nur exemplarisch für eine ganze Reihe weiterer rassistischer und antisemitischer Einstellungen der Durchschnittsbevölkerung. Und genau darin liegt das eigentliche Problem. Die Massen bleiben nicht auf der nötigen Distanz zu den Nazis. So fällt es ihnen leicht die "Mitte der Gesellschaft" für sich zu gewinnen. Das ist der eigentliche Skandal. Der Status quo Deutschlands.

Angriff? Worauf?

Um auf den Titel dieses Artikels zurückzugreifen, muss natürlich die Frage beantwortet werden, was genau denn jetzt angegriffen werden soll. In erster Linie ist die Phrase symbolisch zu verstehen. Ein Angriff muss nicht zwingend mit körperlicher Gewalt einher gehen. In erster Linie ist es wichtig Ideologiekritik zu üben. Also einen Angriff auf die Ideologie zu tätigen.

Einen körperlichen Angriff auf Nazis sollte man trotzdem nicht gänzlich ausschließen. Um es mit den Worten von jemanden zu sagen, dessen Autor mir nicht bekannt ist: "Was mich an ihnen [den Nazis] interessiert, ist nur eins: daß man sie hindert, das zu tun, was sie eben tun, wenn man sie nicht hindert: die bedrohen und nach Möglichkeit umbringen, die nicht in ihre Zigarettenschachtelwelt passen. Ob man sie dafür einsperrt oder sie dafür auf den Obduktionstisch gelegt werden müssen, ist mir gleich, und wer vom Lager (für andere) träumt, kann gerne selbst hinein." [8] Die Forderung Nazis an dem zu hindern, was diese tun wollen ist auch im Sinne des Adornschen Imperatives (s. o.). Jene an dem Tun zu hindern, die einen positiven Bezug auf Auschwitz haben und/oder einer Wiederholung der Shoah oder Ähnlichem interessiert sind, müssen mit allen Mitteln daran gehindert werden.

Gerne wird diese Forderung als Indiz für die "faschistoide" Herangehensweise von Antifas aufgeführt. Man sollte sich aber im klaren darüber sein, dass man so einen unschuldigen Migranten, der auf Grund seines Geburtsortes verkloppt wird auf die gleiche Stufe wie eben diesen Schläger stellt. Außerdem trägt der Neonazi eine moralische Schuld, weil er absolut nichts aus der Geschichte gelernt hat - im Gegenteil: er findet die Verbrechen auch noch gut!


[1] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,356199,00.html & http://de.wikipedia.org/wiki/Nationaldemokratische_Partei_Deutschlands
[2] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,474351,00.html
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Landtagsabgeordnete_der_NPD
[4] http://www.swr.de/report/presse/-/id=1197424/nid=1197424/did=2921668/luaev4/index.html
[5] s. u.a. http://images.zeit.de/text/online/2007/50/interview-israel-iran-shueftan
[6] http://library.fes.de/pdf-files/do/04088a.pdf
[7] http://www.honestly-concerned.org/Heitmeyer2.htm#TEIL1
[8] http://blog.rbb-online.de/roller/fritzblog/entry/darf_man_mit_nazis_reden

Montag, 9. Juli 2007

Linksfaschismus

Von einer Querfront zwischen Linkspartei und Nazis, kann kaum gesprochen werden, denn "der Begriff wird auch heute noch gebraucht, wenn rechtsextreme mit linken Gruppen zusammenarbeiten, sie unterwandern wollen oder rechts- mit linksextremem Gedankengut verbinden" (Wikipedia). Unterschiedliches Gedankengut wäre bereits eine verharmlosende Formulierung für die ideologischen Parallelen zwischen den Extremisten. Wer die Forderungen beider betrachtet ist geneigt der staatlichen Extremismusformel (Links=Rechts) zuzustimmen. Das schlimme ist, dass dies nichtmal allzu abwegig ist, setzen die Linken doch genau wie die Rechten auf Nation, soziales und wettern gegen Israel und die USA.

Oskar Lafontaine weiß: "Der Staat ist verpflichtet, zu verhindern, dass Familienväter und Frauen arbeitslos werden, weil Fremdarbeiter ihnen zu Billiglöhnen die Arbeitsplätze wegnehmen." [1] Die Position der Nazis dürfte bekannt sein. "Mit den Plakatlosungen »,Fremdarbeiter‘ stoppen«, »EU abwählen« und »Arbeit für Deutsche« hat die NPD im zurückliegenden Bundestagswahlkampf bereits das programmatische Feld abgesteckt, auf dem schon in naher Zukunft große Wahlerfolge möglich sind." berichtete die NPD nahe Deutsche-Stimme. [2] Letzlich ist es auch nicht mehr weit von Lafontaines Forderung bis hin zu rassistischen Abschiebungen und den "Deutschland uns Deutschen" Forderungen der Nazis.

Bezüglich Hartz IV und Arbeit im Allgemeinen, weisen beide einen regelrechten Arbeitsfetischismus auf. In dem Wahlprogramm zu den Bundestagswahlen 2005 ist eine zentrale Forderungen der Linkspartei.PDS z.B. "Arbeit für alle" und "Weg mit Hartz IV!" [3]. Die NPD steht den Forderungen dahingehent ebenfalls um nichts nach. Oft genug betonen, sie dass ihre Forderungen "Arbeit für Deutsche!" [4] und "Weg mit Hartz IV - Das Volk sind wir!" lauten.

Wichtigestes gemeinsames Merkaml, nicht nur der Linkspartei - auch der '68er Linken und immernoch vieler Antiimperialisten - bleiben jedoch Antisemitismus und Antiamerikanismus. Ob bezüglich des Kriegs gegen die Terroristen in Afghanistan oder die Befreiung von der faschistischen Diktaktur von Saddam Hussein, die zudem Israels Auslöschung pante - auch hier sind die Forderungen identisch. Peter Marx (NPD) trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt: "Lafontaine vertritt außenpolitisch lupenreine und völlig authentische NPD-Positionen: Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan, Feststellung der Völkerrechtswidrigkeit der US-Kriege im Irak und in Afghanistan, Lösung der Konflikte im Nahen Osten durch politische Eindämmung des Aggressionsstaates Israel." [6] Die Linken formulieren die "Eindämmung des Agressionsstaates" wiefolgt: "Die EU [...] muss jetzt die volle Verantwortung dafür übernehmen, dass unverzüglich ein Waffenstillstand sowie die Einstellung der Aggression Israels gegen Libanon und den Gazastreifen erreicht werden." [7] Ebenso plädieren die Linken für einen Abzug deutscher Truppen aus dem Irak [8] und aus Afghanistan [9].

Bester Beleg für die ideologischen Übereinstimmungen wäre nicht zuletzt die Tatsache, dass im Zuge der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, viele ehemalige SED-Anhänger in rechtsextreme Parteien wechselten.

Gegen deutsche Zustände!
Solidarität mit Israel!


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Fußnoten:

[1] http://de.wikiquote.org/wiki/Oskar_Lafontaine
[2] http://www.deutsche-stimme.de/Ausgaben2005/Sites/11-05-Hintergrund.html
[3] http://die-linke.de/fileadmin/download/wahlen/bundestagswahlprogramm2005.pdf
[4] http://www.npd.de/index.php?sek=0&pfad_id=25&cmsint_id=1&detail=381
[5] http://www.npd.de/index.php?sek=0&pfad_id=7&cmsint_id=1&detail=81
[6] http://www.npd.de/index.php?sek=0&pfad_id=7&cmsint_id=1&detail=875
[7] http://archiv2007.sozialisten.de/politik/international/gemeinsame_dokumente/view_html?zid=33393
[8] http://archiv2007.sozialisten.de/politik/mdb/view_html?zid=24688
[9] http://www.dielinke-europa.eu/dokumente/presse/view_dok_html?zid=713

Alle Links, Stand: 10. Juli 2007

Sonntag, 17. Juni 2007

Über Holocaust und Shoa

Gerade hatte ich im ICQ eine Diskussion darüber, dass ich doch bitte Shoa(h) statt Holocaust bzw. Holokaust schreiben solle, da Holocaust/Holokaust relativierend sei.

Laut Wikipedia bezeichnet das Wort Holocaust, auch Holokaust (von griechisch ὁλοκαύτωμα, holokáutoma: ὅλος holos - „ganz, vollständig“ - und καῦσις kausis - „Brand, Verbrennung“), vor allem den Völkermord an etwa sechs Millionen Juden in der Zeit des Nationalsozialismus (auch Shoa genannt) sowie die systematische und massenhafte Ermordung mehrerer nichtjüdischer Gruppen:


  • von Roma, Sinti und Jenischen und weiteren sogenannten Zigeunern
  • von Behinderten
  • von Zeugen Jehovas
  • von Homosexuellen
  • von polnischen Intellektuellen
  • von sowjetischen Kriegsgefangenen und anderen, überwiegend slawischenVolksangehörigen
  • von schwarzen Deutschen


Das Wort Shoa (hebr. שואה, auch „Schoa“, „Shoah“ oder „Schoah“, deutsch: „Zerstörung“, „große Katastrophe“) ist die hebräische Bezeichnung für den systematischen Völkermord an etwa sechs Millionen (rund die Hälfte) der Juden und jüdischstämmigen Bevölkerung Europas unter der Herrschaft des Nationalsozialismus.

Auf der einen Seite stimme ich meinem Diskussionpartner zu, dass der Begriff Holocaust/Holokaust relativierend ist. Auf der anderen Seite, fasst der Begriff Schoa/Schoah zwar die jüdischen Opfer der Nazibarbarei, nicht aber die nicht-jüdischen.

Auf diesem Blog, verwende ich deßhalb beide Begriffe (inklusive ihre unterschiedlichen Schreibweisen) synonym. Ich halte es für wichtig alle Opfer des Naziterrors zu bennenen und dabei die Singularität nicht anzuzweifeln. Diesen Gefallen tut mir leider keiner der beiden Begriffe. Gemeint ist hier (mit beiden Begriffen) immer die systematische, industrielle und einzigartige Ermordung von Menschenleben.

Samstag, 16. Juni 2007

Der Deutschen ihre Geschichtsschreibung & dessen Lehre

Dieses Jahr hatte ich das Vergnügen an einer Vorstellung ganz besonderer Art teilzunehmen. Veranstaltungsort war ein deutsches Gymnasium, Zeit 10. Schuljahr und das Ganze all inklusive. Leider bin ich ein schreibfauler Mensch, wie euch liebe Leserinnen und Leser, sicher aufgefallen ist was mir sicher auch in diesem Artikel zum Verhängniss werden wird. Nichts desto trotz stelle ich hier den Versuch auf die größten Grausamkeiten dieses deutschen Schultheater-Spektakels grob zu skizzieren. Ich versuche dabei möglichst chronologisch vorzugehen.

Dass bei dem Ersten Weltkrieg um deutsche Soldaten und ihre Sterberate getrauert wird, während in Erzählungen meines Lehrers kein Platz für alliierte Opfer zu sein schien, störte mich noch verhältnismäßig wenig. Auch, als die von den alliierten durchgeführten Seeblockaden während des ersten Weltkrieges als Kriegsverbrechen verunglimpft wurde, nahm ich es noch relativ gelassen. Auch als unverhältnissmäßig lange über den Verlust deutschen Bodens geflennt wurde, nahm ich dies relativ unbedacht hin. Erst als der Versailler Friedensvertrag auch von meinem Lehrer als Schanddiktat bezeichnet wurde, begann ich wirklich zu reflektieren. Zu Beginn des Schuljahres war ich noch der Ansicht, dass je relativierender die Erzählung zum Ersten Weltkrieg sein mögen, desto besser würden sie zum Zweiten und dem Holokaust ausfallen. Dass sich diese Vermutung als falsch herausstellen würde ahnte ich noch nicht.

In der Weimarer Zeit, begann dann die staatliche Gleichsetzung von "Links" und "Rechts". Verwundert hat mich das nicht, teilweise kann ich dem sogar zustimmen (Stichwort: Querfront), wohl aber geärgert hat es mich da so auch AntfaschstInnen in kommunistischen/sozialistischen Gruppierungen mit FaschistInnen auf eine Stufe gestellt wurden. Kaum wurde auf den Antisemitismus dieser Zeit eingegangen, sowohl auf den von Rechts, wie auf den von Links. Eine weitere Sache störte mich ebenfalls bei der ganzen Debatte um die junge deutsche Republik: die peinliche Unterscheidung zwischen gutem Patriotismus, und bösen Nationalismus. Hier wurde überhaupt nicht erkannt, dass ersteres Grundlage für zweites ist; dass mensch nicht stolz auf ein Fleck Erde sein kann und vor allem, dass die Konstitution einer Nation immer auch einher geht mit der Abschottung nach außen, was gerade die Unterscheidung von gutem und bösen Bekenntniss zur Heimat als reine Haarspalterei erscheinen lässt.

Mit Beginn der Nazizeit bzw. der deutschen Geschichtsschreibung und Vermittlung dieser, fingen die Probleme aber erst richtig an. Kaum behandelt wurde die Zeit von 1933-1938, lediglich die Reichspogromnacht (des öfteren auch relativierend als Reichtskristallnacht bezeichnet) welche in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 stattfand wurde erwähnt. Keine Erwähnung fand der Holokaust im Geschichtsunterricht. Lediglich die Kennzeichnung der verschiedenen politischen und ethnischen Gruppen in den Konzentrationslagern wurde vermittelt. Das Thema wurde dafür im Religionsunterricht behandelt, was ein weitere große Probleme produziert. Zum einen nehmen nicht alle SchülerInnen am Religionsunterricht teil, zum anderem blieb der Holokaust dort im großen und ganzen auf das Verhalten der Kirche gegenüber der NS-Politik beschränkt. Untermauert wurde dies mit relativierenden und revisionistischen Dokumentationen von 1980 oder noch früher. In den letzten Stunden, wurde die erste brauchbare Dokumentation gezeigt in der ein ehemaliger KZ-Häftling von der deutschen Barbarei berichtete. Trotzdem wurde der Holokaust nicht annähernd als das analysiert was er war. Gänzlich fehlte eine Auseinandersetzung mit der Psyche der Deutschen und vor allem damit, warum der Holokaust in Deutschland und nicht in einem anderem Staat stattfand.

Im Geschichtsunterricht beschränkte sich das Themenfeld mit Vorliebe darauf den NS-Faschismus äquivalen zu italienischem, spanischem und russichem zu relativieren - anstatt auf die Unterschiede von deutschen Faschismus, dem Nationalsozialismus, und Faschismus im Allgemeinem einzugehen.
Ein weiteres beliebtes Thema waren die verlorenen deutsche Gebiete gewesen um den Angriffskrieg zweiter Weltkrieg mit ihrer Hilfe zu relativieren. Auf den Krieg an sich wurde auch sehr wenig eingegangen. Keiner angemessenen Erwähnung fanden beispielsweise die Verbrechen von Wehrmacht und SS, sowohl innerhalb wie außerhalb der deutschen Grenzen. Umsomehr bemühte sich mein Lehrer die Parallelen zwischen Stalinismus und Nationalsozialismus herauszustellen. Im Grunde ist das ein richtiger und wichtiger Aspekt, wenn darauf geachtet wird sie nicht gleichzusetzen. Was jedoch geschah.

Mein Lieblings Ärger-Thema während der ganzen Zeit bleibt jedoch das Verhalten der deutschen "Zivilbevölkerung". Während der ganzen Stunden, wurde der Eindruck erweckt Hitler, Himmler, Göring, Eichmann und natürlich der volksverführende Goebbels seien alleine an den Schäden der deutschen Untaten schuld. Als wären sie es gewesen, die fast die ganze Welt alleine erobert hatten, und sechs Millionen Menschen auf grausamste Weise um die Ecke brachten. Die deutsche "Zivilbevölkerung" wusste ganz genau was in den Konzentrationslagern geschah, sie wussten auch warum Krieg geführt wurde und mit welchen Verbrechen dies verbunden war. Anstatt diese wichtigen Erkenntnisse zu berücksichtigen und klarzustellen, kenne ich jetzt so zimlich jede Widerstandskämpferin und Widerstandskämpfer. Das erweckt natürlich fälschlicherweise die Vorstellung, dass jede und jeder gegen die Nazis gekämpft hat.

Mein persönlicher Höhepunkt bleibt jedoch die Gleichsetzung von Göring mit Sir Arthur Harris. Während der erste einen völkerrechtswidirgen Angriffskrieg gegen Unschuldige führte, half der zweite maßgeblich Deutschland und die Welt vom deutschen Faschismus freizubomben, wobei er gegen überwiegend Schuldige vorging.

Was ich am meisten an diesem deutschen Theaterstück vermisse, war die kritische Reflektion der deutschen Nation. Macht aber nicht's! Mir hat dieses Spektakel so gut gefallen, dass ich auch nächstes Jahr das Vergnügen haben werde es mir ein zweites mal anzuschauen. In einem Jahr wird sich herausstellen, ob sich etwas grundsätzlich an meiner Kritik geändert hat oder nicht. Also bis in einem Jahr, dann werde ich einen ähnlichen Artikel dazu schreiben.

Dienstag, 12. Juni 2007

Warum es keine Diskussion mit Nazis geben darf

Wenn die Nazis (wiedermal) ins öffentliche Licht rücken, ist der Aufstand der Anständigen schon vorprogrammiert. Manch eine/r fordert Diskussionen, andere ignorieren das Problem gänzlich. Scheinbar niemanden interessiert es, dass Nazis weder (gleichberechtigte) DiskussionpartnerInnen oder gar mit rationalen Argumenten zu überzeugen sind.

Eine Diskussion ist "ein Gespräch zwischen zwei oder mehreren Diskutanten, in dem meist über ein oder mehrere bestimmte Themen gesprochen (diskutiert) wird, wobei jede Seite ihre Argumente vorträgt." (Wikipedia) Einher damit geht die grundsätzliche Toleranz der jeweils anderen Meinung auf dessen Basis die Diskussion geführt wird. Rechte Positionen, die sich auf Rassismus, Antisemitismus und Sexismus stützen müssen und dürfen hingegen nicht als diskutable Meinung akzeptiert werden.
Meinungen die sich darauf stützen ganze Menschengruppen zu Südenböcken abzustempeln, also die Gleichberechtigung aller Menschen, auf Grund von rassischen, religiösen, sexistischen oder kuluturellen Merkmalen verneinen, müssen konsequent geächtet werden, da sie fernab aller demokratischen und menschlichen Positionen liegen. Somit können VertreterInnen eben dieser Positionen auch keine PartnerInnen für DiskutantInnen sein, die sich menschlichen Werten verpflichtet fühlen!

Wenn Nazis über ihre Lieblingsthemen (Ausländerkriminalität, Überfremdung, "Befreiung Palästinas", Hartz IV und Arbeitslosigkeit) reden, kommt hinten nur anti-emanzipatorische und rassistische Breche heraus, die nicht Konsens einer Diskussion sein darf. Nazis darf auf Grund ihrer absolut ungerechten Meinung nicht das Recht eingeräumt werden, ihre Meinung gleichberechtigt neben denen emanzipierter Menschen zu äußern.
Ein weiteres Problem ist, dass Nazis öffentliche Bühnen lediglich dazu nutzen Propaganda und Hass auf alles "nicht-deutsche" zu verbreiten, womit sie bei alamierend viele Menschen auf offene Ohren stoßen.

Die Negation diese Meinungen ist auch kein Zeugniss fehlender Toleranz, wie es gerne AntifaschistInnen vorgeworfen wird, sondern erfolgt auf Basis rationaler Überlegungen, dem Bekentniss zu Menschenrechten und der generellen Gleichberechtigung aller Menschen.

Ich habe oft genug versucht Nazis ihre Paradoxien und Widersprüchlichkeiten klar zu machen. Aus diesen Erfahrungen folgere ich, dass Rassisten für rationale Argumente gar nicht zugänglich sind. Herrmann Bahr sagte einst über den Antisemitismus "Wer Antisemit ist, ist es aus der Begierde nach dem Taumel und dem Rausche einer Leidenschaft. Er nimmt die Argumente, die ich gerade die nächsten sind. Wenn man sie ihm widerlegt, wird er sich andere suchen, wenn er keine findet, wird es ihn auch nicht bekehren, mag den Rausch nicht entbehren." Ähnliches gilt meiner Erfahrung nach auch für Rassisten.

In diesem Sinne:
Don't talk to idiots!
Faschismus ist nicht verhandelbar!

Samstag, 14. April 2007

Braun bis zur Mitte

Laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin sehen 9% der Deutschen „eine Diktatur besser an als die Demokratie“. 11% meinten, dass das „NS-Regime auch seine guten Seite hatte“ und 11,2% vertreten die Ansicht, dass „Hitler abgesehen von der Shoah ein guter Staatsmann“ war. Dass „die Deutschen, schon von Natur aus anderen Völkern überlegen seien“ glauben 14.8%. 15% wünschen sich „einen Führer, der sie regiert“, 26% wollen eine Partei, die „die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert“. Laut der Studie weisen außerdem 26,7% „Fremdenfeindliche Einstellungsmuster“ auf. 43,8% der Menschen aus dem Osten und 35,2% der Westdeutschen meinen, „dass Ausländer nur nach Deutschland kommen um den Sozialstaat auszunutzen“.

Da sich diese Studie auf sehr eindeutig als rassistisch zu entlarvende Aussagen bezieht kann sie wohl kaum als repräsentativ angesehen werden. Dennoch vermittelt sie einen ungefähren Eindruck wie viele Deutsche sich zu zweifelsfrei rassistischen Aussagen bekennen.

Um den etwas versteckten gesellschaftlichen, den sekundären, Rassismus zu erkennen bedarf es vor allem kritischem hinhören und genauem lesen. Nicht immer ist Rassismus so leicht zu entlarven. Meist geht Rassismus einher mit Formulierungen, wie „wir Deutsche“, abwertenden Begriffen wie „Illegale Menschen“, oder Wörtern wie „Paki“, „Zecke“ oder „Nigger“.

Oft sind es vorallem die Verhaltensweisen gegenüber farbigen Personen, die Menschen als Rassisten entlarven. Wenn der Platz neben schwarzen in Bus&Bahn trotz sonst voller Plätze leer bleibt, wenn weiße schneller und besser bedient werden als schwarze oder der demonstrative Blick auf den Boden, wenn ein schwarzer Mitbürger einem entgegen kommt.

Vermeintliche „nicht-Deutsche“ werden zum Feindbild erklärt und anders, abwertend behandelt. Dieses Phänomen kann im ganz normalem Alltag beobachtet werden. Dazu bedarf ist lediglich funktionierender Augen. Bei den Beobachtungen wird auch schnell klar werden, dass sich Rassismus durch alle soziale Schichten zieht. Rassismus ist kein Randproblem. Die Existenz von Rassisten ist also nicht auf „schwierige Umstände“ zu reduzieren, was letzlich nur davon ablenkt, dass es sich bei Rassismus um ein Problem des gesamten Gesellschaft handelt.

Sicher sind „schwierigen Umstände“ (niedriger sozialer Stand, soziale Isolation, Einfluss von Freunden) förderlich damit Menschen , sich in rechtsextremen Strukturen organisieren, aber sie sind nicht alleinschuldig. Die wahren Ursachen sind tief in der Gesellschaft verwurzelt und können auch nur dort bekämpft werden.

Antifas und aufmerksame BeobachterInnen haben zudem längst gemerkt, dass (Neo-)FaschistInnen i.d.R. konsequenzenlos agieren können. Meint: die meisten Deutschen stört es wenig bis kaum, wenn Nazis in ihrer Nachbarschaft wohnen und – in welcher Weise auch immer – (politisch) aktiv werden. Sie nehmen ihre Existenz hin, ohne sie zu outen (öffentlich bekannt machen), sie zu bekämpfen.

Wenn Nazis frei agieren können, ohne auf irgendwelche Konsequenzen aus der Mitte der Bevölkerung zu stoßen, werden sie weiterhin ihre menschenverachtenden Ideen verbreiten können – und immer mehr Menschen für ihre Ideologie gewinnen können. Auch, wenn die Mitte zwar längst „braun“ ist, sind es doch die Neonazis die physische Gewalt ausüben, was der wichtigste Unterschied zwischen gesellschaftlichem und neonazistischem Rassismus ist.

Kampf dem Rechtsextremismus, der wie wir gemerkt haben nicht „extrem“ sondern Normalfall ist, heißt Kampf dem gesellschaftlichem Rassismus!

Ursachen von Faschismus

Warum Menschen zu Rechtsextremismus neigen, scheint den meisten Menschen bekannt zu sein. Vor allem die „große Arbeitslosigkeit (gerade im Osten Deutschlands)“, die damit verbundene niedrige soziale Stellung in der Gesellschaft, vorausgegangene schlechte Bildung, soziale Isolation – damit verbunden das streben nach einem Gemeinschaftsgefühl, zerrissene Familienverhältnisse, und der „schlechte Einfluss von Freunden“ wird für die Rechte Karriere verantwortlich gemacht.
Diese herkömmlichen Argumentationsmuster verklären Nazis allerdings zu Opfer ihrer sozialen Umstände was falsch ist.
Viele Polizeibeamte zum Beispiel, die einen geregelten und zukunftssicheren Beruf auf Grund ihres Beamtenstatus haben, neigen ebenfalls dazu sich rechtsextremen Positionen anzuschließen oder mit diesen mindestens zu sympathisieren.
Auch StudentInnen, welche die Wissenselite verkörpern und von sich behaupten kritischer als die durchschnittliche Gesellschaft zu sein, antworten auf Fragen die sich mit Einwanderung, Asylpolitik und Legalisierung von so genannten Illegalen befassen ähnlich rassistisch wie Nazis.
Dass Rassismus und Antisemitismus, die wesentlichen Bestandteile des Faschismus, längst in der Mitte der Gesellschaft etabliert sind, werden bald folgende Artikel zeigen. Als wichtigste Erkenntnis bezüglich der Ursachen von Faschismus lässt sich festhalten, dass Faschismus ein politisches und eben kein soziales Problem ist.

Freitag, 13. April 2007

Antisemitismus ist, wenn man die Juden noch weniger leiden kann, als es an sich natürlich ist.

Es gab viele Versuche den Antisemitismus zu definieren. In der Regel blieben die Erklärungsversuche auf sozioökonomische Faktoren wie die „wirtschaftliche Lage“, die „Funktion der Juden in einer kapitalistischen Gesellschaft“ oder den „Anteil von Juden an bestimmten Berufen“ beschränkt. Mit solchen „Definitionen“ wird der Antisemitismus verklärt und nicht erklärt.
Ein sehr wichtiger Aspekt, vermutlich der allerwichtigste, wird bei dem Versuch den Antisemitismus zu erklären immer konsequent übersehen. Es ist ein weit verbreitetes Bedürfnis die Juden für ihre Probleme verantwortlich zu machen. Es macht geradezu Spaß die Juden als Quelle allen Übels anzusehen. Herrmann Bahr hat das vor über 100 Jahren (1893) sehr gut herausgearbeitet „Der Antisemitismus will nur sich selber. Er ist nicht etwa Mittel zum Zwecke. Der einzige Zweck des Antisemitismus ist der Antisemitismus. Man ist Antisemit um Antisemit zu sein. Man schwelgt in diesem Gefühle. [...] Der Antisemitismus ist der Morphinismus der kleinen Leute [...] Man kann mit Gründen gegen den Antisemitismus nichts richten. Wer Antisemit ist, ist es aus der Begierde nach dem Taumel und dem Rausche einer Leidenschaft. Er nimmt die Argumente, die ich gerade die nächsten sind. Wenn man sie ihm widerlegt, wird er sich andere suchen, wenn er keine findet, wird es ihn auch nicht bekehren, mag den Rausch nicht entbehren. Ein zweites Zitat von ihm: „Wenn es keine Juden gäbe, müssten die Antisemiten sie erfinden, sie wären sonst um den Genuss der kräftigen Erregung gebracht.“ 50 Jahre später schrieb Jean-Paul Sartre den Satz fast identisch nieder „Wenn es keine Juden gäbe, der Antisemit würde ihn erfinden.“ Auch Sartre erklärt, dass der Antisemitismus „vor allem eine Leidenschaft ist“, die sich „in das Gewand theoretischer Vorschläge kleiden (kann)“.
Sowohl Bahrs wie auch Sartres Ansätze scheinen richtig zu sein, da sie einen Schwerpunkt die emotionale, sinnliche Qualität des Antisemitismus legen, und nicht auf sozioökonomische Faktoren.
„Antisemitism is if you cannot stand the Jews more than it is natural“ („Antisemitismus ist, wenn man die Juden noch weniger leiden kann, als es an sich natürlich ist.“) ist nicht ein Witz, sondern die wohl beste Definition des Antisemitismus. Der Satz spricht aus, worauf es beim Antisemitismus ankommt. Antisemitismus ist kein abweichen von der Regel, sondern die Regel selbst. Ein negatives Verhalten gegenüber Juden ist keine Ausnahme sondern der Normalfall. Über diesen Normalfall empört sich kaum jemand. Antisemitismus ist dieser Normalfall in noch extremerer, deutlicher Ausprägung.
Wahr ist aber auch, dass „traditionelle Antisemitismus“ abnimmt. Dafür ist „sekundärer Antisemitismus“ in erschreckend hohem Maße in Deutschland und der Welt vertreten. Ich möchte mich im folgendem auf Deutschland beschränken. Alle Daten sind von GMF-Survey aus dem Jahre 2004. Befragt wurden 3.000 Menschen ohne Migrationshintergrund, lebend in Deutschland. Dieser Hinweis ist relevant da gerade junge Muslime verstärkt zum Antisemitismus neigen.

Zum traditionellem Antisemitismus:
21,5% der Befragten stimmen der Aussage zu, dass „Juden in Deutschland zu viel Einfluss haben“, 17,4% sind der Ansicht, dass Juden mindestens eine Mitschuld an ihrer Verfolgung haben.

Zum sekundärem oder neuem Antisemitismus:
45,2 % sind der Ansicht, dass die Juden versuchen aus ihrer Vergangenheit im III. Reich versuchen Vorteile zu ziehen, 68,3% ärgern sich darüber, „dass den Deutschen auch heute noch die Verbrechen an den Juden vorgehalten werden“. 62,2% sind es leid, „immer wieder mit den deutschen Verbrechen an den Juden konfrontiert zu werden.“ Eine erschreckend hohe Zahl, möchte also einen Schlussstrich unter der Geschichte ziehen. Zugunsten einer Nation wo Auschwitz, das Menschheitsverbrechen, vergessen ist.
55,6% meinen, dass „die deutschen Juden sich stärker mit Israel als mit Deutschland verbunden fühlen.“ Dass „Juden hierzulande sich mehr für israelische als für deutsche Angelegenheiten interessieren“ meinen 47,8% zu wissen.
„Durch die israelische Politik werden mir die Juden immer unsympathischer“ räumen 31,7% der Befragten ein. 44,4% stimmen der Aussage „Bei der Politik, die Israel macht, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Juden hat“ zu. Hier werden Juden und die Politik Israels in einen Topf geschmissen.
Dass „Israel einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser führt“, glauben 68,3%, 51,2% meinen, dass „was der Staat Israel heute mit den Palästinensern macht, im Prinzip auch nichts anderes sei als das, was die Nazis im Dritten Reich mit den Juden gemacht haben.“ Hier werden Opfer zu Tätern gemacht, was letzendlich nur dazu dient die eigene, die deutsche, Schuld zu lindern und eine Rechtfertigung für die Shoah zu schaffen.
81,9% werden wütend, „wenn sie daran denke, wie Israel die Palästinenser behandelt“ und 86% finden es „ungerecht, dass Israel den Palästinensern Land wegnimmt.“ Bei ersterer Aussage wird vergessen, dass die Palästinenser noch um einiges brutaler gegenüber Israel agieren. Die zweite Aussage ist genauso undurchdacht, da so gut wie jeder Staat anderen Völkern Boden weggenommen hat und es wird vollkommen die Notwendigkeit eines jüdischen Staates zum Schutz von Jüdinnen und Juden weltweit, außer acht gelassen. Dass die Notwendigkeit besteht, daran lässt die Studie wohl keinen Zweifel.

Faschismus ist ein Verbrechen – keine Meinung

Faschismus ist eine Ideologie, die sich auf Ausgrenzung von Menschen auf Grund von rassischen, sexistischen, religiösen – ganz besonders Antisemitismus – stützt.

Folgend sollen wesentliche Charaktermerkmale des Faschismus knapp zusammengefasst und erläutert werden.


  • Führerprinzip: Eine verbindliche Ideologie, die das gesamte Leben von Staat über Verwaltung bis zum privaten Alltag bestimmen soll. Die Ideologie ist auf die polit. Führungselite ausgerichtet.

  • Totalitarismus: Nichtzulassen oppositioneller Stimmen, Einschüchterung, keine Gewaltenteilung, Anti-freiheitlich, also autoritäre Machtstrukturen.

  • Superiorismus: Vorstellung der Überlegenheit einer Gruppe, Nation, Kultur oder Rasse gegenüber einer anderen.

  • Sozialdarwinismus: „Auslese der Besten“.

  • Rassismus: Terror, Repressalien u.ä. gegen Menschengruppen auf Grund von rassischen Eigenschaften (Hautfarbe, Abstammung, Körperbau).

  • Nationalismus: Positive Identifikation mit der eigenen Nation.

  • Ideologische Weltanschauung: Blut- und Weiheritualen, mystisch-irrationale Weltanschauung (mystisch: geheimnisvoll, unbeschreiblich; irrational: gegen den menschlichen Verstand); antiaufklärerisch (aufklärerisch: geistige Entwicklung ohne starre, überholte, Vorstellungen, Vorurteilen, Ideologien).

  • Gewaltsames Machtstreben: Putsche von Militärs, Einschüchterung durch Kampfverbände (z.B. SA).

  • „Gerechte Todesstrafe“: (min. tendenzieller) positiver Bezug auf die Todesstrafe.

  • Antisemitismus: Die Juden noch mehr zu hassen, als es eigentlich normal ist.



Faschismus produziert(e) Terror und Ausgrenzung von „Volksfremden“ (MigrantInnen, Oppositionelle, Jüdinnen und Juden, Behindere), Krieg, damit verbunden Hunger, Zwangsarbeit, brutale Unterwerfung von Menschen, unendliches Leid in davon betroffenen Familien und gipfelte in der industriellen Vernichtung in den Gaskammern von Auschwitz.

Faschismus ist keine Meinung, Faschismus ist ein Verbrechen!